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Hurtigruten Group

Im Kielwasser von Roald Amundsen

Im Kielwasser von Roald Amundsen 500 Jahre lang suchten Seefahrer und Forscher nach einer Passage zwischen dem Atlantischen und dem Pazifischen Ozean im Nordpolarmeer. Roald Amundsen fand sie. Begeben Sie sich mit Hurtigruten Expeditions an Bord der MS Fram auf eine abenteuerliche Expeditions-Seereise entlang der Nordwest-Passage.

Lesedauer 7 Minuten


„Um drei Uhr nachmittags passierten wir die Liston- und Sutton-Inseln und gelangten in die Dolphin- und Union-Straße. Meine Erleichterung, nachdem wir diese letzte schwierige Lücke in der Nordwest-Passage überstanden hatten, war unbeschreiblich“, schreibt der Abenteurer und Polarforscher Roald Amundsen in seinen Notizen vom 21. August 1905. Eingehüllt in Robbenfell blickt Amundsen auf das offene Meer. Drei Jahre im Eis verschwinden allmählich hinter seinem Rücken. Drei legendäre Jahre unterwegs durch die Passage in den nördlichen Inselgebieten Kanadas. Drei magische, kalte, abenteuerliche und nicht selten gefährliche Jahre voller Entdeckungen auf dem Expeditionsschiff Gjøa.

Den Arktischen Ozean gibt es noch. Die Heimat der Inuit. Die Tierwelt, die Vögel, die reichhaltigen Gewässer. Die Bucht, in der die Forscher an Land gingen und ihren Winter verbrachten. Die eisbedeckte Landschaft, in der sie Robben jagten und lernten, Iglus zu bauen. Sehen Sie sich selbst auf einer solchen Seereise?

Wissensdurst und Rätsel

Als Nordwest-Passage wird der Seeweg vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean bezeichnet. Er verläuft durch den kanadisch-arktischen Archipel und ist ohne Zweifel die kürzeste Seeroute zwischen Osten und Westen. Sie ist rund 19.000 Kilometer kürzer als um Kap Hoorn und etwa 11.000 Kilometer kürzer als die Route durch den Panamakanal.

Die Nordwest-Passage bedeutet Polarforscher, Seefahrer, Wissenschaftler und Kälte. Sie steht für Rätsel, Hoffnung, Wissensdurst und Entschlossenheit. Leben und Tod. Schiffe sind verschwunden, Menschen sind verschwunden und eine lange Zeit war die Passage nichts mehr als ein Theorem einiger Wissenschaftler und Seefahrer. Sie war die Ahnung eines einfacheren Wegs. Aber niemand war sich sicher, dass es sie gab. Die Gebiete im Norden waren zu jener Zeit noch nicht gut genug kartiert. Heute wissen wir, dass die Seefahrer von damals recht hatten. Heute wissen wir, wo Land, Inseln und Eis liegen. Heute wissen wir, dass die Nordwest-Passage existiert.

„Die Umfahrung des nordamerikanischen Festlands war unbestreitbar die Aufgabe der Polarforschung, die der Menschheit am meisten am Herzen lag“, so Amundsen im Anschluss an die Gjøa-Expedition.

Giovanni Caboto stach als Erster in See. Man schrieb das Jahr 1497. Die Expedition markiert den Beginn einer langen Reihe von Entdeckungsreisen. Die Suche nach dem legendären Seeweg erstreckt sich durch das Zeitalter der Renaissance, der Reformation, der Kolonialisierung, der Englischen Bürgerkriege und der Französischen Revolution bis in die Moderne. Amundsen hatte recht: Die Arktis wirkte wie ein Magnet. 

MS Fram

Die Schiffsreise von Hurtigruten Expeditions durch die Nordwest-Passage ist eine Reise durch historisches Fahrwasser. Wir suchen viele der Orte auf, die auch die damaligen Seefahrer erblickten. Wir sehen Wale, Belugas, Karibus, Robben und Eisbären. Wir erleben den zauberhaften Kontrast zwischen der wundervollen arktischen Landschaft und den kleinen, farbenfrohen Dörfern der Inuit. Wir gehen mit der MS Fram vor Anker und setzen mit kleineren Booten an Land über. Genau wie damals die Polarforscher.

Der große Entdecker Nansen 

Roald Amundsen gesellte sich zu Fridtjof Nansen als einer der bedeutendsten Entdecker der Geschichte Norwegens. Früh entschloss er sich, Polarforscher zu werden. Er war 17 Jahre alt, als Nansen und seine fünfköpfige Mannschaft von ihrer Durchquerung Grönlands auf Skiern zwischen 1888 und 1889 nach Norwegen heimkehrten. Über 60.000 Menschen, darunter Amundsen selbst, nahmen die Entdecker in Empfang und feierten sie. Die Begeisterung war unbändig.

Vier Jahre später brach Nansen zu einem neuen Ziel auf. Er sollte als erster Mensch den Nordpol erreichen, dieses Mal an Bord des Schiffs Fram. Der junge Amundsen ist erst 20 Jahre alt und damit nicht alt genug, um an der Expedition teilzunehmen. Deshalb arbeitet er während der folgenden Jahre an seiner Kondition, um stark genug für eigene Expeditionen zu werden. Er bricht das Medizinstudium ab, nimmt eine Stelle als zweiter Offizier auf dem Expeditionsschiff Belgica an und unternimmt von 1897 bis 1899 seine erste Forschungsreise in die Antarktis. Während all dieser Zeit ist sein eigentliches Ziel die Nordwest-Passage. 

Die Wende

Die Geschichte der Polarforschung enthält ein dramatisches Kapitel. Am 19. Mai 1845 stechen die zwei englischen Schiffe, die HMS Terror und die HMS Erebus, vom Londoner Hafen aus in See. Zu Tausenden verabschieden die Menschen die Seeleute, allen voran John Franklin. Der Bug der Schiffe wurde zusätzlich mit Holz- und Kupferplatten verstärkt. Drei Jahre lang sollten Kapitän Franklin und seine Mannschaft über die Meere segeln und dabei, so heißt es, führten sie mehr Bücher und Lebensmittel als die Londoner Geschäfte mit sich. Ein Jahr vergeht. Zwei Jahre. Dann drei Jahre. Kein Wort von den Schiffen. In London macht man sich immer mehr Sorgen und sendet schließlich mehrere Rettungsexpeditionen aus. Während der folgenden Jahre bis ins Jahr 1869 setzen insgesamt 26 Schiffe die Segel in der Hoffnung, die Seeleute zu finden. Dabei werden in den polaren Gewässern neue Gebiete und Inseln entdeckt. Heute ist uns bekannt, was mit der Franklin-Expedition geschah. Das Schiff war zu groß und zu schwer, blieb im Packeis stecken und ging unter. Die 126-köpfige Besatzung starb an Kälte, Hunger und Krankheit.

Den immer zahlreicheren Rettungsexpeditionen zum Trotz bleibt die Nordwest-Passage weiterhin ein Rätsel. In der englischen Presse wird es als „polares Fiasko“ beschrieben. Immer mehr Menschen fangen an, zu bezweifeln, dass es einen passierbaren Seeweg gibt. 

Wissenschaft

Amundsen schenkte den Schlagzeilen jedoch keine Beachtung. Stattdessen widmete er sich der Lektüre wissenschaftlicher Erzählungen und von Berichten aus Nordkanada. Er spürte, dass die Nordwest-Passage sein Durchbruch und sein Weg in die Geschichtsbücher werden sollte.

Am 25. August 1903 bereitet er das Expeditionsschiff Gjøa auf seine Seereise vor. Zu seiner Mannschaft zählen Godfred Hansen, Gustav Wiik, Helmer Hansen, Anton Lund, Peder Ristvedt und Adolf Henrik Lindstrøm. Die Gjøa war ursprünglich ein Fischereiboot, das für den Robbenfang und Polarexpeditionen umgebaut wurde. Sie ist wesentlich kleiner als Franklins schweres, vollbeladenes Schiff und gleitet elegant über das Meer. Amundsen macht jede Nacht Eintragungen in sein Logbuch. Mit Helmer Hansen im Krähennest wird die Gjøa in die Rae-Straße östlich der King-William-Insel navigiert, auf der die Besatzung 23 lange Monate verbringen wird. Es wird weithin angenommen, dass Amundsen die Gjøa problemlos in einer Saison durch die Passage hätte leiten können. Doch die Gjøa-Expedition ist auch von wissenschaftlicher Natur: Amundsen wollte zeigen, dass sich der magnetische Nordpol mit der Zeit verschiebt. Und das gelang ihm. 

Das Land der Inuit 

Im Laufe zwei langer Winter nähern sich Amundsen und seine Mannschaft an die Ureinwohner des Orts an, die Inuit. Sie betreiben Warenhandel miteinander. Die Seeleute kleiden sich in Robbenfell und lernen, Iglus zu bauen. Die Inuit erwerben Messer, Nähnadeln und anderes nützliches Werkzeug. Das Wissen der Inuit und die warme Robbenfellkleidung werden Amundsen während seines langen Forscherdaseins begleiten und sind wahrscheinlich für seinen großen Erfolg mitverantwortlich. 

Ein neues Land

In der Zwischenzeit tut sich in der Heimat viel. Norwegen wird durch die Auflösung der Schwedisch-Norwegischen Union unabhängig. Es hat von nun an eine eigene Königsfamilie: König Haakon und Königin Maud. Die norwegische Identität entsteht und ein Nationalheld wie Amundsen kommt dem freien Land wie gerufen.

Als das Telegramm mit der Nachricht eintraf, dass Amundsen das bislang Unerreichte geschafft hatte, nämlich die Nordwest-Passage zu durchqueren, war in seinem Heimatland die Freude groß. In sein Logbuch schreibt er: „Die Nordwest-Passage war geschafft. Der Traum meiner Jugend – in diesem Moment war er erfüllt ... Ich brach in Tränen aus.“

Norwegen ist bis heute als Polarnation bekannt. Eine Nation von Seefahrern und ehrgeizigen Wissenschaftlern. Bei seiner Heimkehr wurde Amundsen zum Nationalhelden und erhielt das Großkreuz des Sankt-Olav-Ordens.

Eine neue Seereise

Das erste Zeitalter der Expeditionen ist beendet. Heute sind Inseln, Eis und seichte Gewässer kartiert. Heute wissen wir, dass sich der magnetische Pol mit der Zeit verschiebt. Wir wissen auch, was mit der Franklin-Expedition geschah.

Jetzt beginnt das moderne Zeitalter der Expeditionen. Der Seeweg ist noch immer jung und abenteuerlich. Die während des Großteils des Jahres zugefrorene und unbefahrbare Passage ist noch immer ein seltenes Reiseziel. Erst 2007 konnte die Europäische Weltraumagentur ESA berichten, dass die Nordwest-Passage eisfrei war und noch im selben Jahr brachen die ersten Schiffe mit modernen Forschungsreisenden Kurs West von Grönland nach Kanada auf. 

Mit der MS Fram fährt Hurtigruten Expeditions im Kielwasser von Roald Amundsen. Vorbei an Orten voller Historie und uralten Eisbergen. Framfjord, Baffininsel und Gjoa Haven. Vielleicht können Sie das Echo der ersten Forscher vernehmen. Vielleicht erblicken Sie dieselben Szenen, die Amundsen vom Krähennest seines Schiffs aus sah. 

Reizt es Sie, diese Seereise zu unternehmen?  

Verfasserin: Ingvild Telle

Penguins perched on the ice of Cuverville Island, Antarctica. Credit: Espen Mills / HX Hurtigruten Expeditions

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