Galapagos-Inseln: Eine Geschichte der Entwicklung
Vor rund fünf Millionen Jahren kam es im Pazifischen Ozean Hunderte von Kilometern vor der Küste Südamerikas zu einer Reihe gewaltiger geologischer Ereignisse.
Ein Teil der Erdkruste wurde von glühendem Magma durchbrochen und im Zuge einer ganzen Reihe von Eruptionen schoss eine Lavawelle nach der anderen heraus. Diese bauten sich nach und nach zu Vulkaninseln auf, die schließlich über dem Meeresspiegel emporragten. Dieser Prozess dauerte einige Millionen Jahre und das Ergebnis war ein Archipel von felsigen und kargen Inseln, die für das Leben zunächst unwirtlich waren.
Nachdem sich diese jungen Inseln jedoch abgekühlt hatten, wurden sie nach und nach von verschiedenen Tierarten besiedelt. Es wird spekuliert, dass diese Neuankömmlinge auf großen schwimmenden Flößen aus Pflanzenteilen zu den Inseln gelangten, die sich von den Ufern Mittel- und Südamerikas gelöst hatten. Da die neuen Inseln so weit vom kontinentalen Festland entfernt waren, konnten nur die überlebensfähigsten Tiere diese Reise überstehen, und Säugetiere waren nicht in der Lage, dies zu schaffen. Bei ihrer Ankunft mussten sie sich schnell an eine Umgebung anpassen, die für sie völlig neu und unbekannt war. Doch in diesem Fall gab es nur zwei Möglichkeiten – sich anpassen oder zugrunde gehen.
Die Anpassungen führten dazu, dass diese Arten sich auf eine völlig eigene Art und Weise entwickelten, und auch in eine völlig andere Richtung als ihre kontinentalen Verwandten. Genau aus diesem Grund sind viele der Arten auf den Galapagos-Inseln so einzigartig, dass sie als endemisch eingestuft werden, was bedeutet, dass sie nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind. Als Darwin die Inseln besuchte, veröffentlichte er sein berühmtes Buch über die natürliche Selektion, „Die Entstehung der Arten“. Der schon länger gehegte Verdacht des Naturforschers aus dem 19. Jahrhundert, dass Arten nicht grundsätzlich unveränderlich seien, wurde bestätigt, und er erkannte, dass sie sich entwickeln und sich selbst an herausforderndste und unterschiedlichste Bedingungen anpassen konnten. Er betrachtete die Inselgruppe als eine Art lebendes Labor, und bis heute gilt sie als einer der weltweit führenden Orte für wissenschaftliche Forschungen zur Evolutionsbiologie.
Eine zufällige Entdeckung
Der erste Mensch, von dem bekannt ist, dass er einen Fuß auf die Galapagos-Inseln gesetzt hatte, war der spanische Bischof von Panama, Tomás de Berlanga. Seine Entdeckung dieser Inseln im Jahr 1535 war absolut zufälliger Natur, denn er war eigentlich im Zuge einer apostolischen Missionsreise auf dem Weg von Mittelamerika zur peruanischen Küste. Ein unerwartet starker Wind sorgte in Kombination mit dem Panamastrom dafür, dass sein Schiff zu den Galapagos-Inseln abgetrieben wurde, und als er an Land ging, fand er diese Inseln voller Tiere vor, die sich seiner Auffassung nach auf eine ganz merkwürdige Art und Weise verhielten. „Die Vögel hier sind so dumm“, schrieb er später dem König von Spanien, „dass sie nicht einmal wissen, wie man wegfliegt.“
Piraten! Die ersten Besucher der verwunschenen Inseln
Manchmal werden die Galapagos-Inseln auf einen Schlag für das Auge unsichtbar. Dieses Phänomen ist jedoch alles andere als übernatürlich und wird durch einen dichten Nebelschleier verursacht. Ein feiner Nebel, der vor Ort als „Garua“ bekannt ist, bildet sich, wenn sich kühle Luft über dem Wasser mit wärmeren Luftmassen vermischt. Die Inseln erscheinen auf anscheinend magische Weise auf dem Wasser, wenn der Nebel verdunstet, und ebenso schnell verschwinden sie wieder, wenn der Nebel sie erneut verschlingt. Dieses ungewöhnliche Phänomen ist der Grund, warum sie Las Encantadas genannt wurden, was so viel wie die „verzauberten“ oder „verwunschenen“ Inseln bedeutet.
Diese sagenumwobenen, plötzlich im Nichts zu verschwinden scheinenden Inseln waren unter den Seeleuten bald berüchtigt. Sie wurden 1570 erstmalig von einem flämischen Kartographen namens Abraham Ortelius auf einer Karte des spanischen Teils der Neuen Welt erfasst. Die Karte war in der Karibik weit verbreitet und wurde auch von Freibeutern genutzt, die sich im 17. Jahrhundert mit ihren Raubzügen vor allem auf den Pazifik konzentrierten. Die bis dahin nur schwer greifbaren Inseln erschienen somit zum ersten Mal buchstäblich auf der Landkarte und erhielten aus gutem Grund den Namen Islas de los Galápagos, was so viel wie „Inseln der Riesenschildkröten“ bedeutet.
Später, im 17. und 18. Jahrhundert, nutzten die Seepiraten die Galapagos-Inseln als sicheren Hafen. Riesenschildkröten erwiesen sich für sie als ideale „Nahrung“, da sie monatelang lebendig in den Laderäumen ihrer Schiffe aufbewahrt werden konnten. Leider töteten die Freibeuter Tausende dieser leicht zu fangenden Kreaturen und vernichteten das, was heute als die wichtigste Spezies für die Gesundheit des Ökosystems dieser Inseln gilt. Soweit wir wissen, haben die Piraten leider keinen vergrabenen Schatz zurückgelassen.
Eine neue Ära des Naturschutzes
Wie schon die Piraten vor ihnen hatten auch die Walfänger im 18. Jahrhundert einen verheerenden Einfluss auf die Inseln. Noch mehr Riesenschildkröten wurden getötet und zudem fremde Tiere wie Ratten und Ziegen eingeführt, was verheerende Auswirkungen auf die einheimischen Arten hatte. Tatsächlich sollte ihr schädliches Erbe später als Grundlage für die Umsetzung strenger Umweltschutz- und Renaturierungsmaßnahmen auf den Galapagos-Inseln dienen.
In den 1920er Jahren kamen Wellen von Einwanderern aus Europa, um sich auf den zuvor unbewohnten Inseln anzusiedeln. Die meisten von ihnen stammten übrigens aus Norwegen. Später kamen Migrationswellen aus anderen Ländern hinzu, und 1959, genau 100 Jahre nach der Veröffentlichung von Darwins Buch, wurden die Inseln von Ecuador zum Nationalpark erklärt. Bald darauf entstand das Konzept des „Verantwortungsvollen Tourismus“, um den Menschen die Schönheit des Archipels zu zeigen, ohne seine fragilen Ökosysteme zu zerstören. Zum neuen Ethos gehörte es jetzt, diese einzigartigen Inseln wertzuschätzen und zu schützen, nachdem wir Menschen erst vor weniger als 500 Jahren auf den Galapagos-Inseln buchstäblich an Land gespült worden waren – als einer der jüngsten Organismen überhaupt, die hier eintrafen.
Du bist das neueste Kapitel
Ein Besuch auf den Galapagos-Inseln ist heutzutage um einiges leichter als in vergangenen Zeiten. Doch im Gegensatz zu den Entdeckern „vergangener Tage“ möchten wir diesen entlegenen und wunderschönen Inseln lieber etwas zurückgeben, als Dinge von hier mitzunehmen. Ein großer Teil dieser Inselgruppe steht unter starkem rechtsgültigem Schutz durch die UNESCO und die ecuadorianische Regierung, und es gibt zahlreiche Projekte zum Schutz und Erhalt der einheimischen Tierwelt und der Ökosysteme. Zudem achten wir – natürlich – darauf, bei unseren Besuchen den geringstmöglichen Einfluss auf das empfindliche Ökosystem zu hinterlassen.