Das Klima der Antarktis im Wandel
Das Klima der Antarktis im Wandel Mit dem Beginn der industriellen Revolution im frühen 18. Jahrhundert begann die Menschheit, große Mengen CO2 in die Atmosphäre freizusetzen. Dies geschah zunächst durch die Verbrennung von Kohle, später auch von Öl und Gas. Seitdem haben wir eine Anstieg der weltweiten Temperaturen von etwa 1 ˚C festgestellt – man spricht hier auch vom anthropogenen Klimawandel.
Leider zeigte sich auch, dass sich die Antarktis weitaus schneller als der globale Durchschnitt erwärmt. Der westliche Teil der Antarktischen Halbinsel gehört dabei zu den Gebieten, die sich weltweit am schnellsten erwärmen. Nur in einigen Gebieten in der Arktis wird ein schnellerer Temperaturanstieg beobachtet.
Im antarktischen Eisschild sind etwa 61 Prozent der gesamten Süßwasservorräte der Erde gebunden. Würden diese schmelzen, würde dies zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 58 Meter führen. In der Ostantarktis ruht der Eisschild auf einer großen Landmasse. Doch in der Westantarktis können bis zu 2.500 Meter zwischen Meeresspiegel und Meeresgrund liegen. Dabei ist der antarktische Eisschild im Durchschnitt unvorstellbare zwei Kilometer dick und die maximale Eisdicke beträgt fast 4.800 Meter. Die fortschreitende Eisschmelze in der Antarktis führt zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Dies stellt eine Bedrohung für das Leben sowie die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen innerhalb der Küstengebiete dar.
Abrupter Rückgang der Meereisausdehnung im November 2016
Das antarktische Meereis hat in den letzten Jahren leicht zugenommen – eine nicht unwichtige Tatsache für diejenigen, die bezweifeln, dass die globale Erwärmung durch den Menschen verursacht wird. Das Nationale Schnee- und Eisdatenzentrum (NSIDC) in Colorado liefert tagesaktuelle Daten zu den Eisverhältnissen in den Polarregionen. Laut Angaben des Zentrums ist die antarktische Meereisdecke, nachdem diese am 31. August (und damit früher als erwartet) ihre maximale Ausdehnung erreicht hatte, rapide zurückgegangen. Im November 2016 lag sie mit mehr als einer Million Quadratkilometer unter dem bisherigen Rekordtief.
Die Karte zeigt die Meereisausdehnung in der Antarktis vom 1. November bis zum 30. November 2016. In diesem Zeitraum wurde der niedrigste Monatswert seit Beginn der Aufzeichnungen verzeichnet. Auch Wissenschaftlern ist nicht vollständig klar, was da genau im Gange ist. Ein Faktor könnte gewesen sein, dass die Winde, die normalerweise um den antarktischen Kontinent wehen, im November so schwach wie seit zwei Jahrzehnten nicht waren. Außerdem könnte die Tatsache, dass sich die Ozonschicht über der Antarktis regeneriert – was zu einer Abkühlung der Luft führt –, ebenfalls zu dieser Entwicklung beigetragen haben.
Ist der Rückgang des antarktischen Eisschilds irreversibel?
In der Klimaforschung gilt der westantarktische Eisschild seit gut einem halben Jahrhundert als Damoklesschwert, das über der menschlichen Zivilisation hängt. Durch die Erwärmung der Ozeane und der Atmosphäre besteht die Gefahr, dass sich der Eisschild allmählich auflöst. Dies könnte zu einem Meeresspiegelanstieg von mindestens zwei Metern bis zum Jahr 2100 – und zu weiteren Anstiegen im kommenden Jahrhundert – führen. Dadurch, dass der Eisschild in der Westantarktis Kontakt zum Meeresboden unter Wasser hat, wird er durch warmes Wasser von unten angegriffen.
Der Pine-Island-Gletscher
Der Pine-Island-Gletscher hat sich in den letzten 70 Jahren um etwa 50 Kilometer zurückgebildet. Der Gletscher hat bereits sehr viel Eis verloren: Im November 2015 brach ein Eisberg in der Größe Singapurs vom Gletscher ab.
Die Abbildung zeigt, wie dies durch die Eisschmelze aufgrund die Erwärmung des Wassers von unten erklärt werden könnte.
Bevor sich der Eisberg im Jahr 2015 vom Pine-Island-Gletscher ablöste, beobachteten Wissenschaftler, dass sich ein 30 Kilometer langer Riss im Schelfeis gebildet hatte. Dieser deutete darauf hin, dass das Schelfeis von innen nach außen aufbrach. Im November 2016 wurde ein weiterer Riss entdeckt. Dieser weist auf neue Bewegungen hin, die wiederum zu neuen Ablösungen führen könnten. Der Pine-Island-Gletscher befindet sich am äußeren Rand eines Gletschergebiets mit den aktivsten Eisströmen des Kontinents. Vergleichbar mit einem Korken, der in einer Flasche steckt, blockiert er den Eisfluss ins Meer. Sollte der westantarktische Eisschild einbrechen – was in den nächsten 100 Jahren der Fall sein könnte –, so könnte dies zu einem Anstieg des Meeresspiegels um fast drei Meter führen.
Die Antarktische Halbinsel
Auf der Antarktischen Halbinsel mit ihren knapp 700 Gletschern wurde in den letzten 50 Jahren eine Erwärmung von mehr als 3 ˚C gemessen. 90 % der Gletscher in der Antarktis befinden sich in der Rückbildung. Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die rasche Rückbildung sowohl auf die Erwärmung der Atmosphäre als auch den Anstieg der Meerestemperaturen zurückzuführen ist. Die von Cook et al. (2016) entwickelte Karte zeigt rote und blaue Punkte: Die roten Punkte zeigen den Rückzug der Gletscher infolge der steigenden Meerestemperaturen. Die blauen Punkte symbolisieren die Gletscher, die sich derzeit nicht rückbilden.
Die Folgen des Klimawandels in der Antarktis
Die gravierendste Auswirkung der Erwärmung der Ozeane und der Atmosphäre, die man in der Antarktis beobachten kann, ist der Anstieg des globalen Meeresspiegels. Der westantarktische Eisschild könnte bereits zu Lebzeiten unserer Kinder kollabieren. Hierdurch würden enorme Ballungsgebiete wie zum Beispiel New York und Miami überflutet werden, wodurch bis zu 150 Millionen Menschen weltweit gezwungen sein werden, ihr Zuhause zu verlassen.
Der Krill ernährt sich häufig von Algen unterhalb des Meereises. Ist weniger Eis vorhanden, schwindet der Bestand. Aufgrund des Rückgangs der Krill-Bestände und der Veränderung des Klimas ist in den letzten Jahren nun auch die Adeliepinguin-Population in ihren traditionellen Nistgebieten zurückgegangen. Und auch die Kaiserpinguine sind gefährdet. Eine weitere Tierart, die durch den Klimawandel besonders bedroht ist, ist der Riesen-Antarktisdorsch.
Der Klimawandel, der sich in der Antarktis vollzieht, wird sowohl in der Polarregion selbst auch global verheerende Auswirkungen haben.
Zum Autor
Svein Tveitdal ist Bauingenieur. Er verfügt über umfassende Erfahrung in der freien Wirtschaft sowie aus seiner Arbeit bei den Vereinten Nationen. 1989 gründete Svein Tveitdal das Umweltzentrum „Environmental Centre GRID-Arendal“ in Norwegen, das Teil des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) ist. Nach knapp zehnjähriger Leitung des Umweltzentrums übernahm er die Position des Divisionsleiters für die UNEP an deren Hauptsitz Nairobi. Danach, also nach seiner Tätigkeit für die UNEP gründete Tveitdal das Unternehmen Klima2020. Daneben war er sieben Jahre lang als Umweltbotschafter für die norwegische Stadt Arendal tätig.
Als Vorsitzender wie auch als Mitglied unterstützt er verschiedene private und öffentliche Institutionen. Svein Tveitdal versteht sich als Mittler zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit. Sein Fokus liegt dabei darauf, ein Verständnis für die Gefahren und die Möglichkeiten des Klimawandels zu vermitteln. Neben seinen Tätigkeiten als Autor und Dozent ist er mit mehr als 200.000 Twitter-Followern (@tveitdal) auch in den sozialen Medien aktiv. Er informiert über globale Entwicklungen in den Bereichen Klimawandel und erneuerbare Energien und geht dabei auch auf die arktischen und antarktischen Gebiete ein.
An Bord der MS Midnatsol hält Svein Tveitdal drei Vorträge zum geschichtlichen Hintergrund des Klimawandels. Darüber hinaus stellt er die aktuellen Erkenntnisse zu dem durch den Menschen verursachten globalen Klimawandel und dessen Auswirkungen dar. Ein Fokus wird dabei insbesondere auf der Eisschmelze in der Arktis und der Antarktis liegen. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Pariser Klimaabkommen samt der benötigten Lösungsansätze und Maßnahmen. Auch werden Möglichkeiten beleuchtet, wie die globale Erwärmung so weit begrenzt werden kann, dass eine weltweite Klimakatastrophe verhindert werden kann. Weiterhin spricht Svein Tveitdal über die Gefahren und Chancen, die mit dem „grünen Wandel“ für Wirtschaft und die Öffentlichkeit verbunden sind.